Just me – Adam

Adam öffnet mir die hintere Tür seiner Limousine und hilft mir beim Aussteigen, indem er mir seine Hand reicht. Ich greife danach, drehe meine Beine etwas umständlich aus dem Auto und versuche alles, damit die Paparazi nicht unter den Stoff meines engen Kleids fotografieren können. Denn das knallrote Kleid, dass ich anhabe, besteht aus so feinem Stoff und ist so eng an meinen Körper geschmiegt, dass darunter ein Höschen zu tragen, unmöglich wäre. Selbst der dünnste Stoff würde sich unter dem Kleid abzeichnen.

Ich fühle mich ein wenig wacklig auf den Beinen, als ich endlich vor dem Auto stehe, mich bei Adam unterhake und ein breites Lächeln für die Presse aufsetze, deren unzählige Blitzlichter mich fast erblinden lassen. Worauf habe ich mich hier nur eingelassen? Warum konnte ich ausgerechnet dem Angebot von Adam Colby nicht widerstehen? Weil er Adam Colby ist, der derzeit erfolgreichste, bei millionen Frau- en beliebteste, Schauspieler der USA. Und weil er so beliebt ist und es unkompliziert wollte, sollte ein Escortgirl ihn auf dieses Event begleiten. Denn ein Escortgirl kann er danach einfach wieder vergessen und sie würde ihm danach niemals das Handy mit Nachrichten vollheulen, ihm auflauern und ihn stalken, weil sie ein Profi ist. Das ist es, was er mir gesagt hat und was ich auch verstanden habe, weswegen ich jetzt am Arm von Adam Colby über den roten Teppich vor dem Hilltop Hotel laufe, um dann mit ihm an einer der wichtigsten Spen- dengalas teilzunehmen, die es in New York gibt.

»Wer ist die Frau? Wie heißen Sie? Lächeln Sie mal hierher! Schauen Sie in meine Kamera! Bleiben Sie hier stehen!«, fordern mich Stimmen auf, die aus allen Richtungen auf mich einstürmen. Aber Adam hat mich gut vorbereitet auf das hier. Ich soll gar keine Fragen beantworten, soll strickt an seiner Seite bleiben und soll einfach nur hübsch aussehen. Hübsch aussehen kann ich, also muss ich jetzt nur noch an seiner Seite bleiben und hoffen, dass ich auch die Rolle der unbekann- ten Schönen am Arm eines Stars gut hinbekomme.

Wir betreten das Hilltop, wo ein Mann in Frack sich vor uns verneigt und mir den Schal abnimmt, der um meine Schultern liegt, und ihn direkt an einen Pagen weitergibt, der ihn zur Garderobe weiterreicht. Ich folge meinem Lieblingsschal, der ganz aus schwarzer Spitze besteht mit den Augen und hoffe, dass ich ihn am Ende dieses Abends auch wiederfinden werde.

Ich fühle mich wie Pretty Woman Julia Roberts neben Richard Gere, als wir durch die blitzende und funkelnde Aula des Hiltop gehen direkt auf einen Festsaal zu, unter dessen hoher Decke ein riesiger Lüster hängt. Unter diesem Lüster stehen fünf Reihen mit runden Tischen und vor diesen Tischen gibt es Platz zum Tanzen, eine Bühne und rechts davon ein ganzes Orchester, das leise einen Walzer spielt. Ich drücke Adam fester die Fingerspitzen in seinen Unterarm, weil ich plötzlich noch nervöser bin, als ich es ohnehin schon war seit plötzlich Adam Colby bei mir angerufen hat. Natürlich habe ich ihm erst nicht geglaubt, dass er Adam Colby ist. Ich habe schon erlebt, dass Männer meine Webseite im Internet entdecken, mich anrufen und glauben, sie könnten kostenlos Telefonsex mit mir haben. Aber Adam hat mir ein Foto von sich geschickt, das ihn gezeigt hat, wie er gerade war, nämlich nur mit einer Jogginghose bekleidet. Ich besitze jetzt also auf meinem Handy, ein Foto von Adam Colby in einer Jogginghose. Mit nacktem, wundervoll durchtrainierten Oberkörper.

Eine junge Frau in schwarzem Rock und weißer Bluse kommt auf uns zu. Sie hat eine geschäftsmäßige Miene aufgesetzt, aber in ihren Augen erkennt man den fiebrigen Glanz, den auch meine Augen hatten, als ich mich für diesen Abend fertiggemacht habe. »Darf ich Ihnen Ihren Tisch zeigen, Mr. Colby?«, fragt sie freundlich lächelnd, aber das Zittern in ihrer Stimme kann sie nicht überspielen.

Adam nickt mit starrem Gesichtsausdruck, dann folgt er der Frau, die uns ganz nach vorn führt, wo sie uns an einen Tisch platziert, von dem aus man den perfekten Blick auf die Bühne hat. Auf dieser Bühne soll Adam heute für den guten Zweck versteigert werden. Ich habe die Aufgabe, die Meistbietende zu sein, damit er den Abend nicht mit »irgendeiner alten Dame« verbringen muss »auf die er keine Lust hat«. Ich darf heute also eine Menge von Adams Geld ausgeben, nur damit er am Ende nicht am Arm von Rose Pelzer landet, die gut und gerne seine Großmutter sein könnte. Adam scheint eine ganz spezielle Abneigung gegen Rose zu haben, denn als wir an ihrem Tisch vorbeigeführt werden, wirft er ihr erst einen verhassten Blick zu, und flüstert mir dann zu: »Auf keinen Fall, will ich den Abend mit ihr verbringen. Ich will nicht mit ihr an einem Tisch sitzen müssen, nicht mit ihr tanzen müssen oder auch nur lächelnd neben ihr stehen müssen, wenn Kameras auf uns gerichtet sind.« Sein Blick ist eindeutig, das meint er sehr ernst. Ich frage mich, was zwischen den beiden steht? »Eine Flasche vom besten Champagner«, bestellt Adam bei der Bedienung, die ihn mit einem zuckrigen Lächeln anstrahlt und sich immer wieder auffällig über ihre Lippen leckt. Ich möchte ihr am liebsten ins Gesicht schreien, dass sie das lassen soll, Adam wird nicht mit ihr verschwinden. Aber natürlich kann ich das nicht wissen. Ich weiß gar nichts über ihn, außer das, was in der Presse steht. Und wenn man dem glauben darf, dann wäre es ihm eigentlich zuzutrauen, dass er mit ihr in irgendeiner Ecke verschwindet.

Aber Adam ignoriert die Frau einfach. Stattdessen bedenkt er mich immer wieder mit diesem Blick: eine Mischung aus Bewunderung, offener Frage und Interesse. Ein Blick, der so intensiv ist, dass Hitze sich zwischen meinen Schenkeln ausbreitet. Mir kribbelt es in den Fingern, ich möchte ihn berühren. Ich möchte diesen Körper erkun- den, der sich unter dem Anzug befindet. Ich habe sein Foto nicht ge- löscht, stattdessen habe ich es mir immer wieder angesehen. Selbst vorhin noch, kurz bevor er mich abgeholt hat. Es ist ein aufregendes Gefühl neben einem Mann zu sitzen, der so attraktiv und sexy ist, der aber auch genau weiß, was er will. Und den es so wenig interessiert, was andere über ihn denken, dass er sogar mit einem Escortgirl auf eine solche Veranstaltung geht. Wie lange wird es wohl dauern, bis die Welt weiß, wer die unbekannte Frau im roten Kleid an seiner Seite ist? Wahrscheinlich ist es ein Leichtes, meine Identität herauszufinden.»Du bist wunderschön«, sagt er und sein Blick wird hitziger, als er ihn über mein Gesicht und meinen Ausschnitt gleiten lässt. »Ich weiß eine Frau zu schätzen, die so perfekt ist wie du. Und ich liebe es, aus ihrer makellosen Schönheit eine rotgestriemte Landkarte zu machen.« Er beugt sich näher zu mir, berührt mit seinen Lippen mein Ohr und bläst heißen Atem auf mich. Ich erschauere und beiße mir auf die Unterlippe, als mein Körper von einer heftigen Welle der Erregung erfasst wird. »Dein Körper wird heute Nacht nicht nur von meinen Schlägen rot glühen.«

Ich stöhne leise auf und kneife meine Schenkel fest zusammen. Ich bin überrascht und überwältigt von seinen Worten, denn seit er mich abgeholt hat, hat er kaum ein Wort mit mir gewech- selt und jetzt sitzen wir hier, umgeben von Prominenten und derPresse und er flüstert mir solche Dinge ins Ohr. Schon alleinseine Worte verbrennen mich. Ich setze ein Lächeln auf und sehe ihn an. »War ich ungehorsam, Sir?«, säusle ich und blinzle unschuldig.

Er lächelt sinnlich zurück. »Oh ja, dieses Kleid ist sehr ungehorsam.«
Wenn Adam Colby auf Bestrafungen steht, dann spiele ich gern mit, beschließe ich. Ich werde ihn dazu bringen, mich noch viel härter bestrafen zu wollen, denn im Moment kann ich mir nichts

Erregenderes vorstellen, als Adams Hände auf meinem Hintern. Ich mustere ihn heimlich, während er dabei zusieht, wie ein Junggeselle nach dem anderen nach vorn auf die Bühne gerufen und versteigert wird. Als sein Name fällt, wirft er mir einen kur- zen, mahnenden Blick zu, dann steht er auf, knöpft im Laufen seine Jacke zu und steigt die Stufen zur Bühne nach oben. Einige Tische weiter hinten schreit eine übereifrige Dame ihr

Gebot, noch bevor es überhaupt losgeht. Die Moderatorin verzieht bitter lächelnd das Gesicht. So wie sie aussieht, würde sie wohl gerne selbst mitbieten. Sie stellt sich so nah neben Adam, dass ihre Schultern fast seine berühren und setzt das gruseligste Zuckerlächeln auf, das ich bisher gesehen habe.

»Das Startgebot für diesen wundervollen Mann liegt bei 1000$«, säuselt die Moderatorin in ihr Mikrofon. Sie zeigt auf jemanden hinter mir, dann fliegen die Gebote nur so durch den Raum, bis plötzlich jemand 100.000$ bietet und mir das Glas Wein in meinen Händen fast auf den Schoß fällt. Hastig stelle ich es auf den Tisch und drehe mich nach hinten um.

Die Bieterin ist jene besagte Frau, von der Adam nicht wollte, dass sie ihn gewinnt. Ich hebe mein Schild nach oben und quieke hektisch »101.000« und verfluche Rose Pelzer, den Filmstar aus längst vergessenen Zeiten, die noch immer sehr gut aussieht, obwohl sie längst 60 sein dürfte.

»200.000«, antwortet Rose mit einem dreisten Grinsen in meine Richtung. Ich sehe verwirrt zu Adam. Gibt es für ihn eine Grenze? Einen Betrag, den er nicht zahlen würde, selbst dann nicht, wenn es bedeuten würde, den ganzen Abend mit dieser Frau verbringen zu müssen, die ihn mit ihren gierigen Blicken bedenkt. Die gut 30 Jahre älter als er ist.

Adam ist mir keine Hilfe, er steht nur ganz ruhig da und starrt ir- gendwo ins Leere. Aber so viel Geld, damit hatte ich nicht gerechnet. Besitzt Adam überhaupt so viel Geld? Was, wenn nicht? Aber er ist ein Hollywoodstar. Natürlich besitzt er so viel Geld. Oder?

»250.000«, rufe ich bestimmt, bevor die Moderatorin zum Dritten sagen kann.
»300.000«, kommt es von hinten und ich versteife mich innerlich, gleichzeitig möchte ich diese Frau erwürgen. Adrenalin peitscht durch meinen Körper. Ich sehe Adam fragend an, der jetzt plötzlich in meine Richtung sieht und mir zunickt. Also weiter? Oder heißt das, dass ich aufgeben soll?

»500.000«, sage ich mit deutlich belegter Stimme und meine Finger zittern so sehr, dass ich mein Schild kaum noch halten kann.
Die Frau wirft mir einen wütenden Blick zu. Ich bin mir sicher, wenn sie könnte, würde sie mich mit einem Hammer erschlagen, mich in Stücke zerlegen und an die Ratten verfüttern. Ich würge bei der Vorstellung.

»Zum Ersten, zum Zweiten …«
Ich starre fest auf die Moderatorin, die sich nervös Luft zufächelt. Auf ihrer Stirn glänzt das Scheinwerferlicht, so sehr schwitzt sie. Alle anderen Gebote am heutigen Abend haben kaum den Vierstelligen Bereich verlassen. Hier geht es um eine Summe, die jeden im Saal zum Schwitzen bringt. Auch mich.
»Nun mach schon, sag es schon«, flehe ich sie flüsternd an.
Auch Adams Gesicht hat sich zur Faust geballt und er starrt die Moderatorin an, als wolle auch er sie antreiben.
»Zum …«
»600.000!«, ruft Rose Pelzer mit einem verbissenen Gesichtsausdruck.
Mein Herz macht einen Satz und rast viel zu schnell weiter. Mir ist so schlecht. Ich kann unmöglich höher gehen. Adam wird mich umbringen. Andererseits wird er so wütend sein, dass ich vielleicht tagelang nicht mehr sitzen kann, wenn er erst mit mir fertig ist. Genau das wollte ich doch. Ich wollte ihn dazu bringen, mich heftig zu bestrafen. »1 Million Dollar.«
Ich richte meinen Blick fest auf Adam, er versteift sich, aber ansonsten kann ich in seinem Gesicht keine Gefühlsregung ablesen. Ich fühle, wie mir die Farbe aus dem Gesicht weicht. Was, wenn er das Geld nicht zahlen will? Was, wenn ich es zahlen soll? Schließlich habe ich so viel Geld geboten. Hat er das auch gewollt? Oder doch nicht? Ich kann immer nur daran denken, dass er es nicht so gemeint hat, als er sagte, ich solle die Meistbietende sein.
»Verkauft an die Nummer 54.«
Was? 54? Verwirrt sehe ich mich um. Alle starren mich an. Ich sehe zögernd auf das Schild in meiner Hand. »Oh, das bin ich«, entfährt es mir. Ich springe auf, lasse mich gleich darauf wieder fallen und bekomme eine Panikattacke, als ich Adams mörderischen Blick sehe. »1 Million Dollar?«, herrscht er mich an, schnappt sich sein Glas und trinkt es noch im Stehen aus.
Ich schlucke nervös. »Aber du hast gesagt …«

»Ich weiß, was ich gesagt habe. Aber ich hatte keine Ahnung …« Er mustert mich wütend und ich habe wirklich ein schlechtes Gewissen. Das sollte ich wohl auch. »Hast du nicht gesehen, dass ich dir ein Zeichen gegeben habe, dass es okay ist, aufzugeben?«

Ich schnappe nach Luft. »Du hast mir ein Zeichen gegeben? Wann?« Er runzelt die Stirn. »Ich habe genickt. Das hieß so viel wie, ist okay, ich ergebe mich in mein Schicksal.«
Ich reiße entrüstet die Augen auf. »Das nennst du ein Zeichen? Du hast genickt, was so viel heißt wie: okay, mach weiter.«

»Heißt es nicht«, stößt er verärgert aus, dann fällt sein Blick auf mein vor Aufregung bebendes Dekolleté und er entspannt sich sofort sicht- lich. »Was auch immer.«
»Es tut mir leid«, entschuldige ich mich.

Er verzieht das Gesicht. »Muss es nicht, du arbeitest es bei mir ab.«

»Was heißt, ich arbeite es ab?«, will ich jetzt zum wiederholten mal von ihm wissen. Ich folge ihm durch die große Garage, in der mehrere Autos stehen, auf eine Glaswand zu, hinter der ich eine teure helle Einbauküche sehe.

»Dein Haus ist durch eine Glaswand von der Garage getrennt?«, fra- ge ich verwirrt.
Er bleibt stehen und dreht sich zu mir um. Er ist noch immer ver- ärgert. »Ja, ich liebe meine Autos. Und ich liebe Kaffee, Kochen und Essen, so kann ich alles gleichzeitig genießen. Er tippt eine Zahlenkombination in ein Tastenfeld, dann öffnet sich eine Schiebetür und schließt sich gleich wieder, sobald wir in der Küche sind.

»Ich will jetzt endlich wissen, was du gemeint hast«, fahre ich ihn an und verschränke die Arme vor der Brust.
»Was willst du trinken?« Er öffnet einen großen Kühlschrank und sieht mich fragend an.

»Weißwein«, sage ich, ziehe eine Augenbraue hoch und tippe mit der Fußspitze auf den weißen Marmorboden. »Also?«
»Es heißt, dass ich eine sehr lange Zeit frei über dich verfügen werde,

wann immer mir danach ist.«
»Wann immer dir danach ist? Du bist nicht mein einziger Kunde.«
Er lacht. »Aber der einzige, bei dem du 1 Million Schulden hast.«
Ich gehe auf ihn zu, sehe mich kurz in der anthrazitfarbenen Küche um und bleibe dann neben der riesigen Kochinsel stehen. »So funktioniert das nicht, ich habe noch mehr Verpflichtungen.«
Er zuckt lässig mit den Schultern. »Damit habe ich kein Problem, solange du dir min- desten einmal in der Woche für mich Zeit nimmst.«
»Wieso?«, frage ich ihn.
»Weil ich es satt habe, den unerfahrenen Mäuschen zu erklären, was ich von einer Frau brauche.«
»Woher willst du wissen, dass ich es dir geben kann?«
»Ich habe deine Reaktion auf meine Worte gesehen.« Er zwinkert mir zu, dann gibt er mir mein Glas und nimmt mich dann an mei- ner freien Hand.
Er zieht mich durch die Küche hinter sich her durch ein weitläufiges Wohnzimmer. »Stopp«, fordere ich nervös. »Ich mag es, mal gefesselt zu werden, auch Spanking oder mal den Flogger, aber ich hab auch Grenzen und die Enden bei einem Flogger und Fesselspielchen«, erkläre ich.

»Ich möchte mich auf keinen Fall auf irgendwelchen Streckbänken oder in entwürdigenden Positionen von einer Zimmerdecke hängend wiederfinden.«
Er grinst. »Möchtest du nicht?«

Ich schüttle den Kopf. »Auf keinen Fall«, betone ich noch einmal ent- schlossen, denn das ist wirklich nicht mein Ding.
»Habe ich gesagt, ich würde das von dir verlangen?«
Er lächelt kurz, dann lässt er meine Haare los, tritt einen Schritt zurück und bedeutet mir, sein Schlafzimmer zu betreten. »Zieh dich aus«, befiehlt er, geht an mir vorbei und bleibt vor dem Bondagenetz stehen.

Er lächelt kurz, dann lässt er meine Haare los, tritt einen Schritt zu- rück und bedeutet mir, sein Schlafzimmer zu betreten. »Zieh dich aus«, befiehlt er, geht an mir vorbei und bleibt vor dem Bondagenetz stehen.

»Es kam so rüber.«
Er stößt die Zimmertür in seinem Rücken auf und mein Blick fällt auf ein großes Himmelbett und ein Bondagenetz. »Keine Sorge, ich steh auf Dominanz und Unterwerfung, aber nicht auf Sadomasochismus.« Er kommt näher, bleibt vor mir stehen und packt meine Haare im Nacken, dann reißt er meinen Kopf nach hinten und sieht mir in die Augen. »Willst du dich von mir beherrschen lassen?«, fragt er leise. Seine Augen verengen sich, während er mein Gesicht aufmerksam studiert.
Ich lecke mir über die Lippen und atme zitternd vor Nervosität ein. Für mich ist nichts an dem, was er von mir verlangt neu, aber es fühlt sich gerade aufregend neu an, weil ich schon fetzt weiß, es wird anders sein mit ihm. Er wird sich nicht damit zufrieden geben, dass ich eine Rolle spiele. Nichts anderes mache ich bei meinen anderen Kunden, ich schlüpfe in die Rolle, in der sie mich sehen wollen. Aber ich bin mir sicher, er will, dass ich es nicht nur spiele. Er will, dass ich mich ihm wirklich unterwerfe. »Ja, ich bin bereit, Sir.«
Er lächelt kurz, dann lässt er meine Haare los, tritt einen Schritt zurück und bedeutet mir, sein Schlafzimmer zu betreten. »Zieh dich aus«, befiehlt er, geht an mir vorbei und bleibt vor dem Bondagenetz stehen.
Meine Finger zittern vor Aufregung, als ich umständlich versuche, den Reißverschluss meines Kleids zu öffnen und es nicht schaffe. Er stößt einen frustrierten Ton aus, als er merkt, dass ich es nicht hinbekomme.
»Der Reißverschluss klemmt«, sage ich vorsichtig.
Er winkt mich zu sich heran. Ich gehe gehorsam auf ihn zu, weil ich weiß, dass er will, dass ich gehorsam bin. Ich stelle mich mit dem Rücken zu ihn und versteife mich, als er grob den Stoffe meines Kleids neben dem Reißverschluss packt und das Kleid einfach zerreißt. Alles in mir will gegen diese Zerstörung meines liebsten Kleidungsstücks protestieren, aber ich tue es nicht, sondern zeige ihm, die Frau, die er sehen will und die ich für ihn sein will: die Unterworfene. »Danke, Sir«, sage ich leise, trete von ihm zurück mit gesenktem Kopf und lasse die Überreste meines Kleids von meinem Körper gleiten. Danach stehe ich völlig nackt vor ihm, den Kopf gesenkt, die Hände schüchtern an den Seiten und lasse mich von ihm betrachten.

»Du bist schön, komplett rasiert, etwas zu dünn. Ich will, dass du mehr isst. Ich mag Rundungen«, urteilt er über meinen Körper. »Sieh mich an.«
Er mustert mein Gesicht, nimmt dann mei- ne Hände und betrachtet sie. »In Zukunft keine künstlichen Nägel mehr.« Er schnuppert an mir. »Kein Vanilleduft mehr, ich hasse das. Die Sache wird so laufen, du tust, was ich verlange, wann ich es verlange. Ich rufe an, und du kommst. Bist du bei einem Kunden, entschuldigst du dich und

gehst. Hast du einen Termin, verschiebst du ihn. Wenn du meinen Namen auf deinem Display siehst, dann wirst du nur an eins denken: Ab sofort gehörst du mir.
Er läuft um mich herum, betrachtet mich und berührt mich nicht ein einziges Mal, dann geht er zu dem großen Kleiderschrank, der hinter mir steht, aber ich sehe mich nicht um, denn ich weiß, das würde er nicht wollen. Auch wenn es mir schwerfällt, nich hinzusehen, aber alles, was hier gerade passiert, erregt mich so sehr, dass ich es nicht versauen will. Ich will das hier. Ich will diese Richtung, in die sich das hier entwickelt. Und ich weiß noch nicht einmal, warum ich es will. Aber mein Herz rast und ich bin so neugierig auf all das hier, dass mir ganz flau im Magen wird. Mir ist heiß und kalt zugleich.

Ich zucke erschrocken zusammen, als ein heftiger Schmerz durch meinen Körper peitscht. Ich kenne das Gefühl, wenn die Lederstränge eines Floggers meinen Hintern treffen, aber ich kenne es nicht auf diese überraschende, heftige Art, die ich noch in den Zehenspitzen fühle. Meine Hände schnellen ganz von allein nach vorn und ich umklammere eine der metallenen Streben im Bondagenetz. Die Peitsche treffen meinen Rücken. Erst brennt meine Haut, dann fühle ich Hitze zwischen meine Schenkel strömen. Ich stöhne vor Schmerz, aber auch vor Lust. Ich presse die Lippen zusammen, und versuche, nicht zu schreien, aber der nächste Schlag trifft meinen Rücken so heftig, dass ich schreien muss.

»Schrei nicht«, verlangt er mit Zorn in der Stimme.
Ich atme zitternd ein, stelle die Beine breiter auseinander und wappne mich für den nächsten Schlag, der meinen Hintern trifft. Nochmal. Nochmal. Ich kämpfe mit den Tränen und dem Feuer in meinen Venen.
Plötzlich landet Kleidung neben meinen Füßen. »Zieh dich an, dann geh. Ich melde mich bei dir.«
Ich schnappe überrascht nach Luft, richte mich keuchend auf, mein Rücken glüht und im Spiegel an der Wand neben mir kann ich rote Striche auf meinem Körper sehen. Als ich mich umsehe, bin ich allein im Raum. Ich kann nicht fassen, dass er einfach gegangen ist. Dass er mich einfach wegschickt. Und obwohl ich enttäuscht bin, erregt es mich auch, dass er es getan hat. Er hat mich einfach weggeschickt. Wie dreist. Wie unerwartet. Wie sexy.

Elena MacKenzie