No Risk, no Love

No Risk, No Love

Klappentext:

 

William Thunder muss Geld vor den Cops verstecken. Viel Geld. Da kommt ihm das leerstehende Haus eine Straße weiter mehr als gelegen. Als er es zwei Tage später jedoch wieder abholen möchte, steht er vor einem Problem. Einem verdammt hübschen namens Olivia Donovan. Sie ist die neue Bewohnerin des Hauses, in das er unbedingt hinein will – am besten ohne irgendwelche Einbruchspuren zu hinterlassen. Dazu muss er einfach nur bei der 24-jährigen Blondine landen – oder besser gesagt in ihrem Bett. Doch das ist leichter gesagt als getan, da Olivia ihm eine Abfuhr nach der anderen erteilt. Denn der attraktive Fremde, in Gestalt tätowierter ein Meter neunzig, ist genauso anziehend wie zwielichtig und verkörpert alles, wovon sie sich lieber fernhalten sollte …

 

Die ist der Auftakt eine neuen in sich abgeschlossenen Reihe, die im Juni 2017 erscheint.

 

Leseprobe

Thunder

 

(…) Mich trennen nur noch wenige Meter von der Hausnummer 5847, als ich von der gegenüberliegen Straßenseite aus sehe, wie sich die Tür öffnet.

Was zum …?

Abrupt bleibe ich stehen und beobachte, wie jemand aus dem Haus kommt. Genauer gesagt, eine Frau.

Klein. Schlank. Blonde Lockenmähne.

Unter normalen Umständen würde ich den süßen Hintern in dieser ausgefransten Jeans-Shorts genauer unter die Lupe nehmen. Ebenso ihre langen Beine. Doch die Körperteile einer Frau könnten mich gerade nicht weniger interessieren. Wer zum Teufel ist das? Und was hat sie, verdammt noch mal, in dem Haus zu suchen, aus dem ich die Kohle schaffen muss?

Ich beschließe, eine Nacht darüber zu schlafen, bevor ich dieses unerwartete und –zugegebenermaßen – verdammt hübsche Problem angehe. Die Tasche befindet sich eingeschlossen in diesem Einbauschrank und der Schlüssel ist bei mir. Damit sollte das Geld zumindest bis morgen sicher aufbewahrt sein. Denn ich bezweifle, dass der blonde Lockenkopf auf die Idee kommen wird, den Schrank gewaltsam zu öffnen.

Oder?

Sicher bin ich mir nicht und beobachte stalkermäßig, wie die Kleine einem nass geschwitzten Typen Geld gibt. Dieser fährt daraufhin mit seinem Van davon, während sie zurück ins Haus verschwindet – und innerhalb der nächsten halben Stunde nicht mehr rauskommt. Daher gebe ich meinen Spionageposten auf und mache mich genervt auf den Weg nach Hause. Ohne die Kohle, dafür aber mit einem Plan, wie ich ans Geld komme, ohne dort einbrechen zu müssen.

 

Olivia

 

Ich danke meinem Dad dafür, mir zu Lebzeiten gezeigt zu haben, wie man mit einem Hammer und einer Bohrmaschine umgeht. Sonst wäre ich jetzt nicht in der Lage, das soeben gekaufte Balkenschloss an der Haustür zu montieren. Puppen waren einfach nicht mein Ding. Ich tollte mit acht Jahren lieber auf Baustellen herum, sah meinem Dad dort beim Arbeiten zu, stapelte Holzbretter aufeinander oder kletterte auf Baugerüsten herum. Dads Verbot und Geschimpfe zum Trotz. Denn ich verstand nicht, was daran so gefährlich sein sollte – bis er eines Tages vor meinen Augen von einem herunterstürzte und tödlich verunglückte.

Rasch schüttele ich den Kopf und scheuche die Erinnerungen an den schrecklichsten Tag meines Lebens davon. Die Bilder verschwinden, doch der Schmerz bleibt und breitet sich wie ein Geschwür in meiner Brust aus. Ich atme dagegen an. Konzentriert und bewusst, bis sich mein Herz nicht mehr so schwer anfühlt. Eine Technik, die ich über die Jahre perfektioniert habe, um irgendwie mit dem Verlust … meinem Leben klarzukommen. Angst und Panik lassen sich übrigens auf die gleiche Art bewältigen. Zumindest meistens.

Ich ziehe ich die letzte Schraube fest und fühle mich direkt viel sicherer. Allerdings bereiten mir die Fenster Sorgen. Mir wäre es lieber, sie wären mit Gittern versehen, was in dieser Gegend nicht üblich zu sein scheint. Gut möglich, dass die Einbruchrate in Encino gering ist, aber davon kann ich mir nichts kaufen, sollte er mich hier aufspüren. Ich bete dafür, dass das nicht passieren wird, öffne die Tür und bekomme noch im selben Moment einen Herzinfarkt. Jedenfalls fühlt es sich so an, als dieser fremde Mann vor mir steht. Groß und kantig, scheint er fast die komplette Tür auszufüllen. Eine Kollision kann ich in letzter Sekunde abwenden und zucke erschrocken zusammen. Ich spüre, wie mein Herz so viel Adrenalin durch meinen Körper pumpt, dass ich ganz bestimmt einen Kleinwagen anheben könnte. Theoretisch. Darauf wetten würde ich lieber nicht.

»Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken«, dringt die Stimme des Typen von oben zu mir herunter. Tief, voll und … amüsiert.

Ich lege den Kopf in den Nacken und starre in das Gesicht eines Mannes mit dunklem Teint und raspelkurzem braunem Haar. Seine vollen Lippen sind zu einem schiefen Lächeln verzogen und werden von seinem Dreitagebart umrahmt. Grübchen bohren sich tief in stoppelige Wangen, was den harten, maskulinen Zügen etwas … Weiches, fast schon Verspieltes verleiht.

»Hast du aber«, antworte ich patzig. Denn ich hasse so was … Menschen, Gegenstände, einfach alles, was urplötzlich aus dem Nichts erscheint und mich zu Tode erschreckt.

Nahezu schwarze Augen taxieren mich von Kopf bis Fuß und wieder zurück.

Langsam. Ungeniert. Gründlich.

Echt jetzt?

»Hi. Ich bin William.« Er hält mir seine große Hand hin, die ich bloß fasziniert anstarre, statt sie zu ergreifen, weil sich auf jedem seiner Finger mindestens ein Tattoo befindet. »Ich wollte nur mal Hallo sagen und mich dir vorstellen.« Seine Hand zieht er wieder weg.

»Und ich dachte schon, du wärst bloß hier, um dir jeden Zentimeter meines Körpers einzuprägen«, kontere ich in der Hoffnung, ihn schnell wieder loszuwerden.

Doch daraus wird leider nichts. Stattdessen lehnt er sich – warum auch immer – seitlich an den Türrahmen und macht es sich dort bequem. Breit grinsend, während er seine ebenfalls beinahe vollständig tätowierten Arme auf eine Weise vor seiner Brust verschränkt, dass sein Bizeps fast den Saum seines dunkelblauen T‑Shirts sprengt. Ob er darunter wohl auch Tattoos hat?

»Erfahre ich jetzt deinen Namen, oder willst du dir erst noch jeden Muskel meiner Oberarme einprägen?«

Mist!

Ich reiße ertappt meinen Blick los und schaue wieder in sein Gesicht. Meins fühlt sich an, als ginge es gerade in Flammen auf, und die Chancen, dass er es nicht bemerkt, stehen leider schlecht.

»Olivia«, antworte ich knapp und frage mich immer noch, warum er meint, sich mir vorstellen zu müssen.

»Und?« Seine rechte Augenbraue, die durch eine feine Narbe unterbrochen wird, hebt sich etwas an. »Wohnst du jetzt hier, oder …?«

»Warum willst du das wissen?«

»Weil wir dann Nachbarn wären.«

Ich zwinge meine Mundwinkel nach oben und fahre die Krallen wieder ein. »Wie schön.« Meine Stimme trieft vor Ironie; kann er jetzt bitte wieder gehen?

Offenbar nicht, ohne seinen Blick erneut auf eine Berg-und-Tal-Fahrt über meinen Körper zu schicken. Etwas, das ich nicht deuten kann, blitzt in seinen Augen auf und bringt meine inneren Alarmglocken zum Schrillen. Keine Ahnung, ob es an meiner Paranoia oder seiner Art liegt, mich anzusehen. Aber ich traue ihm nicht. Vielleicht ist er ja ein Einbrecher, der gerade sein nächstes Objekt abcheckt.

»Wo genau wohnst du denn?«, frage ich daher.

»Eine Querstraße weiter.«

Ich spähe an ihm vorbei nach draußen und versuche auszumachen, wo sein Daumen gerade hinzeigt.

»Mein Haus kannst du von hier aus nicht sehen.«

»Aha.« Ich werde hellhörig. »Dann bist du bei … deinem morgendlichen Spaziergang ganz zufällig in diese Straße gebogen und hast gesehen, dass ich hier eingezogen bin?« Diesmal bin ich es, die eine Augenbraue anhebt. Skeptisch.

»Morgendliche Spaziergänge sind nicht so mein Fall, Olivia.« Meinen Namen spricht er aus, als hätte er eine höhere Bedeutung. Ich muss mich zwingen, seinem durchdringenden Blick standzuhalten. »Dieses Haus hier«, fährt er fort, »steht schon eine Weile zum Verkauf und hat mein Interesse geweckt. Aber so, wie es aussieht …« Er wirft einen kurzen, etwas zu neugieren Blick über meine Schulter ins Hausinnere. »… warst du wohl schneller.«

Seine Erklärung klingt recht plausibel. Ich möchte trotzdem, dass er jetzt geht, und antworte: »Ja, sieht ganz so aus und es hat mich echt gefreut, dich kennenzulernen, William. Aber wie du dir sicher vorstellen kannst, habe ich noch einige Kisten auszupacken und würde jetzt gerne weitermachen.«

»Nur zu.« Statt zu verschwinden, kommt er mir viel zu nahe. »Wie kann ich helfen?«

»Indem du mir aus der Sonne gehst. Und zwar rückwärts.«